Was macht eigentlich eine Kreisschulpräsidentin?
Katrin Wüthrich ist seit 2014 Präsidentin der Kreisschulbehörde Limmattal. Sie berichtet SP INFO 4 & 5 darüber, was eine Kreisschulbehörde macht, über ihr Führungsverständnis und was es für ein solches Mandat braucht.
Ursprünglich bin ich Lehrerin. Das ist sicher von Vorteil für eine Präsidentin einer Kreisschulbehörde. So weiss ich, was es heisst, zwei zusätzliche Kinder zu unterrichten, wenn in der Klasse bereits 23 sitzen. Und ich bin glaubwürdiger. Auch Schulleitungen, die von der Schule kommen, bringen gute Voraussetzungen mit. Man muss wissen, wie eine Schule funktioniert und was es dazu braucht. Man muss mit den Kindern arbeiten, die man hat. Da steht Verständnis an oberster Stelle und offen für alle zu sein.
Der Aufsichtsauftrag der Kreisschulbehörde gegenüber der Schule ist sehr wichtig. Funktioniert der Auftrag der Schule? Wird man allen Kindern gerecht? Fühlen sich die Lehrer:innen wohl? Wie geht es den Mitarbeitenden, den Kindern? Um diese Fragen beantworten zu können, braucht man keine Pädagogin zu sein. Im Gegenteil: Es ist sehr bereichernd, wenn die Mitglieder der Kreisschulbehörde verschiedene Hintergründe haben – wie etwa eine Schreinerin oder ein Banker – und damit einen speziellen Blick auf die Schule. Diese soll von links bis rechts getragen werden. Ein Mitglied der Kreisschulbehörde soll ausserdem eine wertschätzende Haltung haben und die Arbeit gerne machen. Jedes Mitglied erhält eine Grundschulung: Was heisst Aufsicht? Was ist integrierte Förderung, was Chancengerechtigkeit, was Bildungsgerechtigkeit?
Der Besuch einer Schule erfolgt auf Anmeldung. Besucht werden nicht die Lehrpersonen, sondern die Klassen. Dies einmal im Jahr. Hat ein Mitglied das Gefühl, die Mitarbeitenden seien überfordert oder etwas laufe nicht gut – dass etwa ausschliesslich Vikarinnen angestellt sind –, meldet sie dies der Lehrperson, die sie besucht hat und erstattet Bericht an die jeweilige Schulleitung und an mich.
Ich möchte den Schulleitungen nicht dreinreden. Sie sollen ihre Schulen selber führen. Sie brauchen Freiheiten, um etwas entwickeln und sich entfalten zu können. Einmal im Monat haben wir eine Schulleitungskonferenz. Da gebe ich Themen ein, die mir wichtig sind. Am Schluss müssen aber die Schulleitungen umsetzen. Und dafür müssen sie mit im Boot sein. Oft genügt es auch, Fragen zu stellen. Etwa wenn eine Lehrperson Strichli macht als Bestrafungssystem. Da frage ich die Schulleitung, ob sie das gut findet und suche das Gespräch, um eine Lösung zu finden. Mein Leitungsteam muss sagen, was es denkt, mit mir kritisch sein und hinterfragen, was ich mache. Auch wenn ich die Chefin bin. Ich bin auf ein Gegenüber angewiesen. Die Stadt Zürich bietet viele Hilfsmittel und Konzepte. Aber man kann nicht blindlings Konzepte übernehmen, ohne es vorher zu seinem gemacht zu haben und ohne sich überlegt zu haben, wieso man etwas so macht, wie man es macht. Schulentwicklung findet in der Schule statt. Und die Kreisschulbehörde ist eine Dienstleistung für die Schulen. Nicht mehr und nicht weniger. Wir müssen herausfinden, was die Schulen brauchen. Wir begleiten und unterstützen sie. Entwickeln müssen sie sich selber.
Kontakt mit den Eltern habe ich vor allem, wenn es nicht gut läuft. Ich mache Anhörungen, wenn Eltern nicht zufrieden mit der Schule oder bei der Schulzuteilung sind. Der Kontakt zu den Eltern ist wichtig. Die Eltern haben manchmal eine grosse Not und es sagt ihnen niemand, dass es nicht ihre Schuld ist. Die direkten Ansprechpersonen sind jedoch die Lehrer:innen und Betreuungsmitarbeiter:innen und die Leitungen Betreuung oder die Schulleitungen. Von mir werden neue Mitarbeiter:innen im Schulkreis eingeladen und Dienstjubilar:innen besucht.
Schulpräsidentin ist ein politisches Amt. Ich bin für die SP gewählt. So habe ich mich klar für qualitativ gute Tagesschulen eingesetzt. Die Rückendeckung und das Vertrauen der Partei geben mir Mut, mich politisch zu positionieren, weil es von mir erwartet wird. Oder man wird von der Partei zitiert und gefragt, was da los ist. Ich bin aber für alle da und suche Kompromisse. Politik heisst, Kompromisse zu suchen.
Präsidentin der Kreisschulbehörde zu werden, hatte ich nicht geplant. Es hat sich ergeben. Ich war in der Findungskommission und dachte, das ist eigentlich ein Job für mich und habe mich beworben. Ich wurde von der SP unterstützt, weil ich engagiert bin, mithelfe und sie mich kennen. Selbstverständlich wurde ich auch fachlich geprüft. Meine Voraussetzungen waren gut: Ich hatte schon geführt, war als Gemeinderätin in der Politik und war Lehrerin. Für diesen Job braucht es ausserdem Verständnis für Strukturen, man muss wissen, was man kann und was nicht und dies delegieren. Und die Schule muss einem wichtig sein.
Dieser Text erschien im SP Info 4 & 5 2023/2.