Hat Zürich eigentlich wieder ein Drogenproblem?

Hat Zürich eigentlich wieder ein Drogenproblem?

Die Quartierbewohner:innnen haben es schon länger bemerkt, im Spätsommer 2023 merkten es auch die Medien: die zunehmende Eskalation auf der Bäckeranlage. Konsumiert wird hier zwar seit Jahren, die Situation schien jedoch aus dem Gleichgewicht geraten. Die Anzahl der konsumierenden Personen, der hinterlassenen Spritzen und Crack-Pfeifen stieg im Verlauf des Sommers 2023 deutlich an und auch die Gewalt nahm zu. Dies führte dazu, dass sich Familien und andere Nutzer:innen auf der Bäcki nicht mehr wohl fühlten.

Aber wieso diese plötzliche Eskalation? Der Zusammenhang mit der Schliessung der zentral gelegenen Kontakt und Anlaufstelle (K&A) Kasernenareal Ende 2022 ist offensichtlich – der Ersatzstandort in der Brunau ist dreissig Minuten Fahrtzeit vom alten Standort entfernt und für die Betroffenen unattraktiv. Die K&A haben grosse sozialpolitische Bedeutung, da sie einen niederschwelligen Zugang zu Beratung ermöglichen sowie Drogenkonsum unter hygienischen Bedingungen.

Die SVP wollte die Bäckeranlage mit Polizeieinsatz räumen. Die Stadt Zürich agierte umsichtiger und eröffnete im November 2023 ein Provisorium auf dem Kasernenareal. Dies führte sofort zu einer Beruhigung der Lage auf der Bäcki.

Die provisorische K&A ist auch deshalb von Bedeutung, da gemäss Florian Meyer, Leiter K&A Stadt Zürich, auf dem Zürcher Markt aktuell viel billiges Kokain erhältlich ist. Dies erhöht die Bedeutung der Suchtprävention, um Konsum und Abhängigkeit zu reduzieren.

Was lernen wir daraus? Die Folgen der Schliessung der K&A im Herbst 2022 zeigen deutlich, dass es sich lohnt, öffentliches Geld in eine aktive Drogenpolitik und in die Suchtprävention zu investieren. Denn von gutem Zugang zu K&A profitieren alle: Der für die Bevölkerung belastende Konsum in Parks und Hinterhöfen nimmt ab und die Betroffenen können unter hygienischen und menschlichen Bedingungen konsumieren. Eine funktionierende Drogenpolitik ist daher wortwörtlich ein zentrales Anliegen.

Noah Bürge, Vorstand SP4, Suchtprävention Stadt Zürich

Der obige Text stammt aus dem SP Info 4 & 5. Hast du Ideen für Inhalte oder möchtest selbst einen Text beisteuern? Melde dich bei Dimitri Witzig.

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