Entwicklung Josef-Areal – Version 2.0 

Entwicklung Josef-Areal – Version 2.0

Von Feld 127 zurück auf Feld 107: Die Entwicklung des Josef-Areals muss wie im Leiterli-Spiel einen Umweg machen, bevor der Architekturwettbewerb starten kann.

Durch den Wegzug der Zentralwäscherei 2019 und mit dem Umbau der Kerichtverwertungsanlage 2021 entstand mitten im Kreis 5 ein grosser freier Raum. Um diese Flächen bestmöglich zur Versorgung des Quartiers zu nutzen, wurde ein mehrstufiger Planungsprozess unter Einbezug der Öffentlichkeit gestartet. Das Entwicklungskonzept sieht ein Quartierzentrum mit Hallenbad, Werkhof, Alterswohnungen, Gesundheitszentrum, Park und öffentlichen Nutzungen im Erdgeschoss vor.

Weil sich das Areal in der Zone für öffentliche Bauten befindet, wurde bei den Dialogveranstaltungen mit der Bevölkerung die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum wiederholt nicht aufgegriffen. Es sei an dieser Stelle aber darauf hingewiesen – in der aktuellen Diskussion geht das oft etwas unter –, dass im bestehenden Entwicklungskonzept stets rund 135 «bezahlbare» Wohnungen der Stiftung Alterswohnungen der Stadt Zürich geplant waren und sind. Nach den vier öffentlichen Mitwirkungsveranstaltungen war die Stadt so weit, den Architekturwettbewerb für das rund 20 000 Quadratmeter grosse Josef-Areal zu starten.

Die Wende

Die drastische Wendung, die das Projekt daraufhin nahm, kam plötzlich und für die Mehrheit wohl sehr überraschend. Gefühlt wie aus dem Nichts erschien anfangs Oktober 2023 ein Sonderheft bei «Hochparterre» mit dem Titel «Josef will wohnen», in dem die bis dahin wenig bekannte «IG Zentrum Hardbrücke» 500 gemeinnützige Wohnungen auf dem Zürcher Josef-Areal fordert.

Mit einer gesunden Durchmischung von Alters- und gemeinnützigen Wohnungen steigt die Lebensqualität.

Diese Idee wurde darauf öffentlich breit und zum Teil hitzig diskutiert, worauf auch der Gemeinderat das Anliegen aufnahm und mit einer Motion die Prüfung des Anliegens forderte. Die Motion von SP, Grüne, AL, GLP und Die Mitte/EVP (GR Nr. 2023/562) wurde im März 2024 an den Stadtrat überwiesen. Damit werden neben den geplanten Alterswohnungen zusätzliche gemeinnützige Wohnungen und Gewerberäume mit ausreichendem Grün- und Freiraum gefordert. Dazu ist eine Teilrevision der Bau- und Zonenordnung für das Josef-Areal nötig sowie die Umzonung der Josefstrasse vor dem Areal in eine Freihaltezone. Mit der Überweisung der Motion muss der Stadtrat das Projekt nun überarbeiten, was eine Verzögerung von rund vier Jahren zur Folge hat.

Die Chancen

Bei Projekten dieser Grössenordnung ist eine sorgfältige Planung zwingend, bevor Tatsachen geschaffen werden. Es ist begrüssenswert zu prüfen, wie sich zusätzlicher gemeinnütziger Wohnraum auf dem Josef-Areal realisieren lässt, ohne dass dabei Abstriche bei den Alterswohnungen wie auch beim Freiraum gemacht werden müssen.

Es gilt, darauf zu achten, dass mitten im Kreis 5 kein Baumonster entsteht.

Mit einer gesunden Durchmischung von Alters- und gemeinnützigen Wohnungen steigt die Lebensqualität und es bieten sich neue Möglichkeiten für das Wohnen im Alter. Würde die Stadt zusätzlich 100 Wohnungen bauen, ohne die Testplanung zu ändern, müssten die bestehenden Gebäude an verschiedenen Orten aufgestockt werden. Bei einer derartigen Aufstockung sollten jedoch der geplante Park sowie die Durchlüftung des Areals gewährleistet bleiben.

Die Risiken

Die Motionäre fordern den Bau von gemeinnützigen Wohnungen, also Wohnraum für bis zu 500 Menschen, die Alterswohnungen mitgerechnet. Eine solche Menge an Wohnungen lässt sich nicht ohne Abstriche auf der bestehenden Testplanung aufbauen, was eine Reduktion der geplanten Freiräume auf dem Areal bedeuten könnte. Auch würden 300, oder sogar 500 neue Wohnungen das Quartier stark verdichten, was zusätzlichen Bedarf an Schulraum, erweiterten ÖV sowie mehr Grün- und Freiraum zur Folge hätte. Es gilt, die Balance zu halten und darauf zu achten, dass mitten im Kreis 5 kein Baumonster entsteht.

Die Zukunft

Der Stadtrat prüft nun die Umzonung sowie die Aufstockung mit zusätzlichen Wohnungen. Es ist stimmig und sinnvoll, die Chance zu nutzen und das Josef-Areal mit weiterem bezahlbarem Wohnraum zu ergänzen, auch wenn damit eine Verzögerung einhergeht. Zusammen mit einer gut durchdachten Erdgeschossnutzung und genügend Freiraum kann das Josef-Areal ein lebendiges Zentrum für den Kreis 5 und die ideale Schnittstelle zwischen den Quartieren Gewerbeschule und Escher-Wyss werden. Es stimmt auch positiv, dass die Stadt klar signalisiert, weiterhin auf den Einbezug der Quartierbewohnenden zu setzen und sich kritischen Fragen zu stellen. Gemeinsam werden wir ein offenes, lebendiges und qualitativ hochstehendes Josef-Areal entwickeln.

Alex Goetz, SP5

Der obige Text stammt aus dem SP Info 4 & 5. Hast du Ideen für Inhalte oder möchtest selbst einen Text beisteuern? Melde dich bei Dimitri Witzig.

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