Unterwegs im Zürcher Milieu

Unterwegs im Zürcher Milieu

Prostitution ist nicht gleich Prostitution

Während die Zürcher Frauenzentrale in ihrem Whitepaper «Prostitution in der Schweiz» Prostitution mit Menschenhandel gleichsetzt, den Terminus «Sexarbeit» kategorisch ablehnt und für das Nordische Modell weibelt, das ein Sexkaufverbot beinhaltet, spricht ProCoRe – das nationale Netzwerk für die Rechte und Anliegen von Sexarbeitenden – von Sexarbeit und betrachtet Prostitution differenzierter. Gerade ein Sexkaufverbot erschwert gemäss ProCoRe den Kampf gegen Menschenhandel und den Schutz von Gewaltopfern, weil es das Sexgewerbe in die Illegalität und in den Untergrund drängt und damit auch diejenigen Menschen nicht erreichbar sind, die Sexarbeit unter Zwang ausüben müssen.

Die SP hat an ihrem Parteitag vom 26/27. Oktober 2024 in Davos die Resolution «Sexarbeit ist Arbeit: Ein gutes Leben für alle!» verabschiedet, die Sexarbeit zunächst als Arbeit definiert, bei der eine sexuelle Dienstleistung einvernehmlich gegen Geld getauscht wird. Mit einem Verbot, sexuelle Dienstleistungen zu kaufen, werden gemäss Resolution die Arbeitsbedingungen von Sexarbeitenden verschlechtert, und diese wären gezwungen, an gefährlichen Orten zu arbeiten und gesundheitsgefährdende Sexualpraktiken zu akzeptieren. Die Resolution grenzt klar selbstbestimmte Sexarbeit von Menschenhandel ab, bei dem eine Person durch Gewalt, Täuschung, Drohung oder Zwang angeworben, vermittelt und ausgebeutet wird.$

Ein Beispiel für selbstbestimmte Prostitution ist Dodo. Nach verschiedene Anstellungen im Gastgewerbe arbeitete sie als Erotiktänzerin und als Prostituierte in einem Bordell an der Langstrasse, zehn Jahre lang führte sie an der Dienerstrasse ihr eigenes Bordell mit sieben Frauen. Trotz Luxus und schnellem Geld war ihre Existenz im Milieu risikobehaftet, ihr Status gesellschaftlich kaum anerkannt. Deshalb ist es auch ihr Wunsch, dass alle Menschen, die in der Prostitution tätig sind, egal, ob freiwillig oder aus Zwang, mit Würde behandelt werden und gesellschaftlich existieren dürfen.

Ihre eindrückliche Geschichte erzählt sie auf einem zweistündigen sozialen Stadtrundgang von «Surprise» (surprise.ngo/stadtrundgaenge-zuerich). Empfehlenswert auch für jene, für die Sexarbeit inexistent ist.

Sabina Altermatt, Vorstand SP5

Der obige Text stammt aus dem SP Info 4 & 5. Hast du Ideen für Inhalte oder möchtest selbst einen Text beisteuern? Melde dich bei Dimitri Witzig.

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